SoulNote A3 - Der Klapperverstärker
SoulNote A3 - Unsere neue Verstärker-Referenz
Wir hatten den SoulNote A-3 vor einigen Wochen zum Test in unserem Dorfstudio.
Jedoch hatte ich keineswegs den Gedanken, diesen Luxusklasse-Verstärker zu kaufen.
20000 Euronen für einen Vollverstärker ? Noch alle Latten am Zaun ? Das sind 40000.- Mark !
Aber da ich mich nicht zu den hifidelen Märchenerzählern unserer Branche zähle, muß ich als SoulNote-Händler selbstverständlich wissen, was die Geräte können und wie sie musizieren. Und nach den erfrischenden Hörsessions mit diversen anderen SoulNote-Komponenten war auch eine gute Portion Neugier im Spiel.
Ich habe sehr viel mit dem schwergewichtigen Amp herumgespielt und ihn mit unterschiedlichster Musik an diversen Lautsprechern gehört. Das hätte ich nicht machen sollen...
Nachdem ich das Demogerät mit Tränen in den Augen an den Vertrieb zurückschicken mußte, hat er ein "audiophiles Vakuum" im Studio hinterlassen. Ja ich habe ihn tatsächlich vermisst. Ich ! der Röhren-Freak !
Noch nie hat mich ein reiner Transistorverstärker so "abgeholt" wie dieser japanische Klapper-Bolide.
Aber das war ja eigentlich zu erwarten, der "kleine" Soulnote A2 hatte mich vor einiger Zeit ja schon begeistert.
Aber was soll ich sagen:
Trotz des bevorstehenden Sommerlochs und mittelmäßigem Kontostandes mußte ich Hideki Katos abartig musizierenden Über-Verstärker bestellen und nun steht er hier im Studio und blinzelt mich an...
Das Soulnode A3 Klangerlebnis:
Ich muß noch etwas nachdenken was ich hier schreibe, sonst wirkt es wie eine reine Marketing-Show ;-)
Beim ersten Reinhorchen fällt auf, dass der A3, wie auch sein kleiner A2-Bruder, sehr harmonisch und entspannt spielt, also nichts Spektakuläres. Je länger man sich jedoch durch seine Musiksammlung bewegt, desto mehr hört/spürt man, was hier weitab jeglicher Effekthascherei geboten wird. Der Soulnote zaubert eine Raumabbildung, die weit über das geht, was ich von anderen Verstärker-Boliden kenne. Eine nahezu unendliche Tiefenstaffelung und Trennung einzelner Instrumente mit einer Ortungsschärfe (nicht Hochtonschärfe !), die ich so real kaum bzw. noch nicht im meinem hifidelen Leben erlebt habe. Dazu eine atemberaubend natürliche Stimmwiedergabe die immer wieder für Gänsehautmomente sorgt. Dabei musiziert er sowohl fein-wie-auch grobdynamisch auf einem Niveau, was ich mir kaum perfekter vorstellen kann. Trotz seiner beeindruckenden Detailauflösung und feinster Hochtonverästelung bleibt der Soulnote immer auf der angenehm charmanten Seite und schafft es sogar, dass schlechtere Aufnahmequalitäten Spaß machen. Der Bassbereich ist sehr kontouriert und wenn es die Aufnahme und die Lautsprecher hergeben, auch rabenschwarz und abgrundtief. Eine weitere Fähigkeit dieses Nobel-Japaners ist, dass er auch bei geringen Hörlautstärken alle diese Fähigkeiten mit perfektem Timing beibehält ohne "in's Dünne oder Langweilige" abzugleiten. Was nicht bedeutet, dass er nicht auch rocken kann, er beherrscht auch diese Disziplin mit viel Akkuratesse auf sehr hohem Niveau ohne jegliche Kompression oder Gezischel. Ich hatte teilweise tatsächlich das Gefühl, dass ich nicht nur Verstärker, sondern zugleich auch Quellgeräte unterschiedlicher Klassen oder verschiedene Tonformate verglichen habe...
Wer allerdings wildeste Lautstärkeorgien a la Motörhead liebt, oder Null-Wirkungsgrad-Lautsprecher besitzt, sollte die Finger vom A3 lassen oder muß das dreifache für die Soulnote M3 Monoendstufen mit der P3 Vorstufe zusammensparen, auf deren Technik der göttliche A3 basiert. Ich habe meinen neuen Lieblings-Transistoramp dreimal zum Abschalten gebracht, zugegeben mit etwas zu viel Bier im Bäuchlein... Ein wilder Wattprotzer ist der A3 definitiv nicht, Wattwanderungen gibt es an der Nordsee auch deutlich billiger. Der A3 ist der ultimative Verstärker für anspruchsvolle Kenner und Genießer der ruhigeren Gangart, welche akustische Musik in allen Facetten mit all ihren spannenden Momenten auf allerhöchstem Nivau erleben möchten, dabei ist die Musikrichtung nahezu egal.
Für anspruchsvolle Musikfreunde, die es gern auch mal etwas heftiger krachen lassen, sei hier nebenbei der ultrakräftige Kratos von Pathos Acoustics als Tipp erwähnt, ein wunderbarer Hybridverstärker mit Röhrenvorstufe, der trotz seiner üppigen Muskeln sehr feinsinnig und charmant musizieren kann.
Oder auch die saftigen Nuprime-Endstufen mit einer feinen Röhrenvorstufe befeuert...
Beides zum halben Preis des SoulNote, klanglich grandios und deutlich kräftiger, aber halt kein A3 ..
Und wer einen guten Röhren-Verstärker hat und mit den Röhren-Nachteilen und der Leistung glücklich ist, braucht ohnehin nicht nervös zu werden...
Warum Klapper-Verstärker ?
Dazu vorweg eine kleine Geschichte..
Vor gefühlt 30 Jahren frickelte ich an einem kleinen 2-Wege-Lautsprecher mit feinen Zutaten.
(Unsere Stammkunden wissen ja, dass ich als Lautsprecherfrickler auf die Welt gekommen bin. ;-)
Nachdem ich mit der Feinabstimmung der Frequenzweichen fertig war, spielten die mit dem Dynaudio D28SQ (meiner Meinung nach der beste Hochtöner der Dänen) und Visaton DV13P Bassmitteltönern bestückte "AV1" mit einer bezaubernden Räumlichkeit auf erstaunlich hohem Niveau. Ich war mehr als zufrieden mit dem Ergebnis. Da die Frequenzweiche mit ihren Edelbauteilen zu groß war, um Sie im Lautsprechergehäuse unterzubringen, baute ich sie auf eine Platine in ein externes Aluminium-Gehäuse. Mit dem Ergebnis dass von der faszinierenden Räumlichkeit und Feinzeichnung nicht mehr viel übergeblieben ist. Wieso spielte die provisorische "Brettweiche" besser als die mit gleichen Bauteilen bestückte Version im Gehäuse ? Beide Versionen waren mehrer Tage eingespielt. Bauteiletoleranzen ?? Ich verpflanzte also die Bauteile der Brettweiche in das Alugehäuse und die aus dem Alugehäuse auf das Brettchen. Mit dem gleichen Ergebnis : Die Brettweiche spielte immer noch um Dimensionen besser. Das war mir damals absolut unerklärlich...
Dann schraubte ich das Gehäuse auseinander um zu schauen ob ich evtl. doch einen Fehler eingelötet habe, die Lautsprecher musizierten nebenbei. Höre und staune: Ohne den Gehäusedeckel spielte es deutlich besser, wie kann das sein ? Das muß an Schwingungen / Mikrofonie liegen, dachte ich mir. Also die Platine entsorgt, die Bauteile auf ein passendes Brettchen gebastelt, das Gehäuse mit etwas Bitumen bedämft und dem Gehäuse einen Deckel aus Lochblech gegönnt. Und siehe da: Der bezaubernde Klang war wieder da. Wieder etwas gelernt : Schwingungen und Resonanzen töten die Musik !!!
Ich verrate nicht, dass Frequenzweichen nicht auf Platinen ins Lautsprechergehäuse und Hifi-Elektronik nicht in Dünnblechgehäuse gehören ;-)
Dass Mikrofonie dem audiophilen Klang nicht gut tut, ist heutzutage aber auch sicher kein Geheimnis mehr. Vielleicht haben Sie schon einmal mit Spikes, Dämpfern, Hifi-Racks usw. experimentiert und das selber erlebt. Selbstverständlich wissen das auch viele Hifi-Hersteller und Entwickler. Soulnotes Chefentwickler Hideko Kato geht hier aber sehr viel weiter als alle anderen mir bekannten Audiotechniker, welche bestenfalls massive Gehäuse bauen oder Platinen auf Gummi lagern. Bei den Panzerschrank-Komponenten der SoulNote 3er-Serie sind sämtliche Baugruppen mechanisch voneinander entkoppelt. Das geht soweit dass neben dem Gehäusedeckel selbst Anschlußterminals, Platinen, Gehäuseboden, Kabel usw. ohne feste Verbindungen auskommen müssen um keinerlei Schwingungsenergie weiterzuleiten bzw. aufzunehmen. Kato muß hier unendlich viel Zeit experimentiert haben um eine derart aufwändige Lösung zu entwickeln. Ja, SoulNote Geräte sollen und müssen klappern und scheppern !
Aber denken Sie nun um Gottes Willen nicht dass dieses alles ist, wozu sich das japanische Genie Gedanken gemacht hat. Kato geht in unzähligen Details völlig eigene Wege, ob bei der analogen-und digitalen Signalverarbeitung, elektronischen Bauteilen, Platinenlayout, Kabeln, Netzteilen bis hin zur Masseführung.
Der einzigartige Klang der SoulNote-Komponenten beweist eindrucksvoll, dass er mit den Denkansätzen abseits ausgetretener Pfade und seinen aufwändigen Konstruktionen richtig liegt und althergebrachte Lösungen lange nicht das Ende der Fahnenstange sind.
Ich möchte hier nicht weiter ausufern. In Katos Design-Philosophie erklärt er viele Konstrucktionsdetails seiner Entwicklungen. Seien Sie sicher, der man weiß was er tut. (Bei Interesse hier anklicken.)
Ich bin sehr gespannt was Kato sich in Zukunft noch ausdenken wird...
Selbstverständlich habe ich auch schon einige Kleinigkeiten erforscht, die den A3 klanglich noch deutlich nach vorne bringen, aber das verrate ich nur unseren Kunden, weil ich bin böse...
J.Erwin - A&V-Team
Kommentare (0)
Die mit einem Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.